Schnuppern konnte ich schon lange mit Knoppix und älteren Ubuntu-Live-CDs. Auch halbherzige Installationsversuche mit Debian und SUSE gab es in der weiten Vergangenheit. (Die Installationsversuche scheiterten alle bereits bei der komplizierten Installation oder danach am Internetzugang.)

Heute ist das aber anders. Ubuntu ist auch anders. Canonical bietet ein Debian-Betriebssystem, mit dem auch Linux-Anfänger arbeiten können. Und auch ich kann.

Angefangen habe ich mit dem Lesen von Artikeln auf ubuntuusers.de, wo man im Wiki (aber auch im Forum und im Nachrichtenmagazin) viel Nützliches findet, wenn man sich mit Linux und speziell mit Ubuntu das erste Mal vertraut machen will. (Die Einsteiger-Informationen im Wiki sind sehr zu empfehlen!)

Installation

Dann ging’s auch schon direkt zum Herunterladen des Images für die Live-CD. Dies noch gebrannt und damit gebootet und schon landete ich in einem funktionstüchtigen Ubuntu. (Das Booten kann mitunter länger dauern.) Ich hatte Zugang zum Internet, also startete ich den Installationsvorgang einfach mit Doppelklick auf das Installieren-Symbol am Desktop. (Ohne Internetzugang sollte man Ubuntu nicht installieren, da sonst wichtige Treiber und Updates fehlen könnten, die nicht auf der kleinen Live-CD vorhanden sind.)

Der Installationsvorgang erklärte sich von selbst. Vorwissen sollte man nur haben, wenn es um die Partitionierung der Festplatte(n) geht. Überlässt man alles Ubuntu, sollte man zuvor seine Festplatten/Partitionen defragmentiert haben. Das vermindert das Komplikationsrisiko mit Windows. Ich habe natürlich nichts Ubuntu überlassen, sondern meine Festplatten schon nach dem Einbau so konfiguriert, dass Platz für Linux als auch für die Swap-Partition vorhanden ist. Linux ist schon ein länger geplantes Vorhaben von mir, das bisher nur auf seine Verwirklichung gewartet hat.

Sind alle Einstellungen gesetzt, beginnt Ubuntu mit der Installation (von der CD und aus dem Internet) und man selbst kann daneben weiterarbeiten mit OpenOffice.org oder mit Firefox im Web surfen. Hauptsächlich habe ich mit meiner Freundin ferngesehen und nur ab und zu ein Auge auf den Bildschirm geworfen, ob auch alles glatt läuft.

Auch mit NTFS klappt’s

Es lief alles glatt. Nach dem Neustart des Systems und dem Entfernen der CD erschien das GRUB-Bootmenü, wo ich zwischen Linux und Windows wählen kann, und startete Ubuntu 7.10. Alle Partitionen, auch die mit Microsofts NTFS, waren gefunden und eingebunden. Die erstmals vollständig vorinstallierte Möglichkeit, mit dem NTFS-Format umzugehen, war ein Hauptgrund, weshalb gerade Ubuntu 7.10 mein erstes Arbeitslinux werden sollte und nicht zum Beispiel Ubuntu 7.04 vor einem halben Jahr. Ich danke den NTFS-3G-Entwicklern ganz herzlich für ihre langen Mühen!

Meine Datenpartitionen konnten also ihr NTFS behalten. So habe ich von Linux und Windows aus Zugriff auf die gleichen Dateien. Diese Anforderung war nicht nur wichtig, um auf alle meine Programm-Binaries, Videos und gesicherten Daten zugreifen zu können, sondern vor allem, um mit Firefox 2 und Thunderbird 2 plattformübergreifend das selbe Profil nutzen zu können.

Gleiches Mozilla Firefox und Thunderbird unter Linux und Windows nutzen

Die Programmdateien sind natürlich bei jedem System unterschiedlich. Aber das Profil kann man durchaus gemeinsam nutzen. Man darf halt keine systemspezifischen Erweiterungen installieren. Mit diversen Anleitungen im Web habe ich es hinbekommen. Wichtig ist, dass die profiles.ini die richtigen absoluten Pfade zu den Profilen erhält, dass die Windows-Pfade in den prefx.js an Linux angepasst und (bei Thunderbird) alle Zeilen mit [ProfD] gelöscht werden.

Damit kann ich Fx und Tb unter Linux wie auch Windows mit den gleichen persönlichen Daten (Lesezeichen, gespeicherte Sitzungen und Passwörter usw.) nutzen. Nur das erstmalige Starten in einem der Betriebssysteme dauert immer etwas länger, da das Programm verschiedene Pfade und anderes anpassen muss. Probleme gab es bisher nur zweimal mit dem Cache. Das Löschen oder chkdsk /f biegen es wieder hin. Was man nicht machen sollte, ist die vorgegebenen Profilverzeichnisse von Windows XP zu nutzen, da diese aufgespaltet sind in einen allgemeinen Teil unter Anwendungsdaten und den Cache-Teil unter Lokale Einstellungen, womit dann Linux nichts anfangen kann. (Fx und Tb mit den Linux-Standardprofilen wie ~/.mozilla kann man nicht nutzen, da Windows ja keinen Zugriff auf Linux-partitionierte Daten hat.) Alle Profile sind bei mir auf einer eigenen Datenpartition zusammengelegt.

Ein zweites (anfängliches) Problem stellte Lightning 0.7 dar, die Kalendererweiterung für Thunderbird. Diese ist in der neuesten Version plattformspezifisch, kann also nicht gleichzeitig mit Windows und Linux genutzt werden. Mit einem simplen Trick, der im Mozilla-Wiki erklärt wird, kann man dies aber umgehen und sich sein eigenes Lightning 0.7 basteln. Bei mir funktionierte das auf Anhieb ohne Komplikationen und ich kann nun meine Termine unter beiden Betriebssystemen verwalten.

Desktop und Menü

Gewöhnungsbedürftig unter Ubuntu war erstmal der Desktop. Ich war es immer gewohnt, nach einem Neuaufsetzen von Windows den Desktop anzupassen, indem ich Symbole und Zielpfade änderte. Erst durch Rumprobieren und Nachlesen kam ich dann nach und nach damit zurecht. Es ist ja nicht schwer, es ist nur alles neu.

Noch nicht angetastet habe ich das Anwendungenmenü: Verschieben von Einträgen, Kopieren/Verschieben von Einträgen zum und vom Desktop, Erstellen neuer Ordner. Die Sache ist bei Ubuntu aber auch nicht so verworren wie unter Windows (bis XP, mit Vista habe ich keine Erfahrung), weshalb dieses Thema noch immer eine mindere Priorität genießt. Unter Windows muss man erst das Menü entschlacken und alle unnötigen Symbole wie für Remoteunterstützung oder Outlook Express ins Zubehör-Menü verschieben. GNOME ist von Haus aus aufgeräumt und minimalistisch.

GNOME

Apropos GNOME. Ich habe GNOME und KDE mit Live-CDs probiert und fühle mich mit GNOME eindeutig wohler (auch wenn die KDE-Entwickler aus Deutschland näher wären ;). Es heißt zwar, dass KDE den Umgang mit Linux leichter für Windows-Nutzer macht. Dem kann ich mich aber nicht anschließen. Die Menüs unter KDE sind viel zu kompliziert. Außerdem nutze ich seit jeher Programme, die unter GNOME Standard sind (OpenOffice.org und Firefox beispielsweise). KDE-Software wie das Brennprogramm K3B kann ich mir über die Paketverwaltung nachinstallieren, weshalb ich die aufgeräumte GNOME-Oberfläche mit KDE-Programmen als Bonus laufen lassen kann.

Mit WINE Windows-Programme starten

WINE ist ja in aller Munde, also habe auch ich es installiert. Die Installation ist ganz simpel mit der Paketverwaltung Synaptic. Nach der Installation findet man das Programm WINE im Anwendungen-Menü. Ohne Konfiguration habe ich gleich mIRC damit gestartet. Dazu geht man über den Dateimanager/Datei die EXE-Datei suchen, die man starten will, sie mit Rechtsklick anwählen und „Mit WINE öffnen“ (oder so ähnlich) starten. Manchmal reicht auch ein einacher Doppelklick auf die EXE-Datei, WINE macht dann den Rest automatisch. mIRC hat sich dann ohne Probleme geöffnet und arbeitet, wie es soll. Auch andere kleine Programme habe ich damit zum Laufen gebracht. Der Internet Explorer ging bei mir nicht; wahrscheinlich ist dafür extra Konfigurationsarbeit nötig.

Fehlende Programme einfach nachinstallieren

Was ich sonst noch für Programme von Windows her kannte, habe ich ebenfalls ober die Paketverwaltung Synaptic nachinstalliert. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wo ich das Linux-Paket (*.deb für Debian/Ubuntu) selbst heruntergeladen und mit Doppelklick installieren musste. Das selbe Prozedere bin ich aus Windows gewohnt, ist also keine Umstellung. Vor allem, wenn man ganz aktuelle Programme wie Skype 2 mit Videofunktion haben will, muss man selbst installieren. Ubuntu aktualisiert seine (nicht sicherheitsrelevanten) Pakete immer nur jedes halbe Jahr mit einer neuen Ubuntu-Version.

Außer einem Programm, das das verbrauchte Transfervolumen ins Internet misst, und einen gleichwertigen Notepad++-Ersatz habe ich nun alles, was ich auch unter Windows installiert habe. (Habe bereits seit langem alle meine alten Programme durch OpenSource-Software ausgetauscht, die auch auf Linux läuft. Deswegen gibt’s für mich keine Umstellung bei der Bedienung meiner ganzen Programme. Nur das Betriebssystem ist halt anders.)

Drucker

Der Wermutstropfen an Linux liegt bei mir am Drucker. PDF-Dateien zu erzeugen ist möglich, ohne separate Programme zu installieren. Aber für meinen 7 Jahre alten, tollen Canon LBP-810 gibt es keine Treiber. Zumindest habe ich noch keine gefunden und den Drucker auch sonst noch nicht zum Arbeiten bewegen können. Fürs Drucken muss derzeit noch Windows herhalten. Canon hat noch viel aufzuholen in Sachen Treiber für Linux.

Updates

Sicherheitsrelevante und sonst wichtige Updates kommen bequem über die automatisch arbeitende Aktualisierungssoftware. Ich habe die Paketquellen (unter der Systemverwaltung Software-Quellen genannt) von „Software von Ubuntu“ und die Gutsy-Partner aktiviert mit Ausnahme der Quelltext-Quellen. Fremde Paketquellen sollte man aus Sicherheitsgründen nicht eintragen. Händisches Installieren fremder Pakete ist sicherer.

Abschluss

Damit beende ich mal meinen ersten, langen Artikel zu Ubuntu 7.10 und den positiven Umstiegserfahrungen damit. Weitere werden sicher folgen.

PS: Ungeachtet meiner positiven Erfahrungen mit Ubuntu möchte ich aber hinzufügen, dass ich es bedenklich finde, wenn Debian-Entwickler zu Ubuntu wechseln – und so für die Weiterpflege von Debian nicht mehr zur Verfügung stehen – oder Ubuntu-Pakete mit Debian inkompatibel werden. Debian ist schließlich die Mutter aller freien Linux-Systeme. Schwächt man Debian, schwächt man auch alle darauf aufbauenden Distributionen – von Ubuntu angefangen bis zu den Debian-Ablegern für die Münchner Verwaltung oder das deutsche Bundesaußenamt.

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